Verstehen? Würde ich mir nie anmaßen. Aber das erinnert mich an meinen ausgewanderten Lieblingsfreund, der betrunken immer in konjunktivischen Formulierungen mäanderte: "Wenn ich dich nun fragte, ob du mir ein wenig Platz machtest, hieltest du es wider mich?"
Nichtmal in Berlin gibt es Pornokinos, jedenfalls habe ich den Schmuddelblogger gefragt, und der hat gesagt, es gibt nur eine Art von Videovorführung. Aber so, wie man sich das vorstellt, mit einer richtigen Kinoleinwand, nein, das gibt es nicht mehr. Die Leute bleiben lieber alleine mit den DVDs oder dem Internet.
In Venice Beach gibt es wahrscheinlich auch kein Pornokino, die Amerikaner sollen ja recht prüde sein.
Aber vielleicht verstehe ich Sie, und Sie verstehen mich, liebe Zeitgenossin. Denn das Pornokino, das ist eine Art von Sinnbild, dieser unerreichbare Ort, an dem man abstreifen könnte, was einen einengt. So wie Sansibar, oder Thule, oder Timbuktu.
hab ichs auch verstanden, glaub ich. Meist seh ich mich als Kassiererin im Pornokino. Nah dran an sowas wie Erlösung oder Loslösung oder der Lösung, aber doch immer aussen vor und viel zu wenig Geld verdienend.
Das ist schön, sehr schön. Jedenfalls würde es einen schönen Film geben, keinen Porno, sondern einen Spielfilm, dunkel und poetisch, über das Leben der Pornofilm-Kassiererin.
Aber wie wäre die Handlung?
[In meinem Leben gibt es übrigens keine Handlung. Alles bleibt gleich].
à deux têtes. Die Kassiererin outet sich: Mit 16 war sie von zu Hause weggegangen, wurde Prostituierte und hatte eigentlich das gleiche Leben wie der fünfzigjährige Mann, der mit viel Humor erzählt, dass er irgendwann zunächst Schriftsteller und dann Gigolo war.
Aber ein guter Episodenfilm wär auch drin, ich würd ja ein Drehbuch schreiben, wenn in meinem Leben was passierte, aber ich bin immer noch das Mädchen, das im Gymnasium von den Jungs nicht zum Sektfrühstück im Pornokino eingeladen wurde. Der Rest der Klasse schon. Aber ich bekam ja auch kein Sugus wegen guter Leistungen im Schlittschulaufen. Der Rest der Klasse schon. Jetzt habe ich tatsächlich Angst, dass alles gleich bleibt. Aber Sie, sie waren doch fort?
Ein Episodenfilm, das würde mir gefallen. "Beobachtungen und Träume einer Pornokino-Kassiererin".
Ja, ich war fort, und es war wunderbar. Wunderbar aber flüchtig, leider, ich versuche gerade, es aufzuschreiben, aber es klappt nicht so gut. Manchmal habe ich den Eindruck, daß sich da etwas bei mir bewegt, rostig, langsam, schwerfällig, aber immerhin. Dann denke ich, vielleicht rede ich mir das nur ein, die Macht der Autosuggestion, diese peinlich genaue Auflistung klitzekleinster innerlicher Bewegungen in meinem Weblog, vielleicht ist das nur Selbstbetrug.
Aber was will man machen? Man hat ja nur das eine Leben.
ja immer ein, dass ich das Selbst nur ertragen kann, wenn ich es betrüge, aber das ist vielleicht Metaselbstbetrug. Sie sind jetzt in meinen Anderen (wie peinlich ist das denn), denn Ihre Bewegungen sind wunderschön.
Genau