Mitleidsanfälle.
Reines Salz, in die immer gleiche Wunde, obwohl das nicht stimmt, denn das wäre ein erwarteter Schmerz, eine Vergeudung, aber ihr überrascht mich immer wieder, wenn ich Euch sehe, meist seid ihr alt oder dreizehn und sitzt im Bus ohne mit jemandem zu sprechen und habt noch nicht gelernt, dass Lesen oder Ekel hilft, oder ihr seht nicht mehr gut genug. Dann wiederum bin ich viel zu beschäftigt im Kopf zu rechnen, weil ich keine andere Möglichkeit kenne, die Langweile durch sich selbst zu besiegen, und die Idee, Euch zu fragen ist mir noch nie gekommen. Trotzdem muss ich dann weinen, wenn ihr ausgestiegen seid. Ich habe niemanden gerettet. Wieso mich das immer wieder zerstört? Wahrscheinlich bin ich einfach melodramatisch blöd.
zeitgenossen - 12. Jan, 21:54
Und ich weiß bis heute nicht, warum ich damals fast in Tränen ausgebrochen wäre, und heute beim Gedanken an die Szene wieder nah dran bin.
die grossmutter einer freundes ist eine der letzten witwen aus der zeit der industriellen. meinen freund ohrfeigte sie in baden-baden, weil er auf offener strasse aß. mit ihrem fahrer, der wie sie weit über das rentenalter hinaus ist, fährt sie spazierenfahren. sie trägt hut. ihre drei söhne würde sie nie küssen, ihre söhne sie auch nicht. auch wenn alle vier das gerne würden.
ich bewundere die alte dame, auch wenn ihr jüngster enkel sie auslacht. gerade deshalb. und ich denke immer mit leichter trauer, dass einiges fehlen würde, wenn sie nicht mehr da ist.
das ist auch ein ende einer ära.
Genau